Was will uns das Label „Seniorenkabarett“ sagen? Ist es ein Kabarett für Senioren oder ein Ensemble bestehend aus Senioren. Ich denke, es braucht diese Kategorisierung nicht. Es stehen Kabarettisten und Kabarettistinnen auf der Bühne und bieten eine Reise durch die Unzulänglichkeiten der Gesellschaft. Alle Generationen sind davon betroffen. Obwohl im vollen Blauen Salon ehrlicherweise der Altersdurchschnitte auf und vor der Bühne nicht sehr unterschiedlich war. Das tat aber dem Nachmittag keinen Abbruch.

Zum Start gabs es einen ornithologischen Vortrag zu Vögeln allgemein und zur Spezies Spottvögel im Besonderen. Und diese Spottvögel flatterten auf die Bühne und machten dem Publikum viel Freude.

Unter anderem spielten im Programm eine Rolle:

Was darf man heutzutage an Märchen und Geschichten noch in einer Kita vorlesen? Also Pippi Langstrumpf geht ebensowenig wie Winnetou, Jim Knopf oder Grimms Märchen. Aber es gibt eine Lösung – wird aber von mir nicht verraten.

Kann ich die hohen Kosten beim Arzt sparen, wenn ich mit dem als Hund verkleideten Opa zum Tierarzt gehe und ist eventuell Einschläfern ökonomisch am sinnvollsten?

Viel Spaß bereiteten auch ein 78-jähriger ehemaliger Lehrer, der den Lehrermangel lindern möchte, ein Angestellter der Stadtverwaltung, der an der Bürokratie zu scheitern droht und ein Bi(er)athlon-Sportler, der verrät, dass bei einer Strafrunde Kölsch getrunken werden muss „es soll ja eine Strafe sein“. Und Mephisto taucht auch auf.

Es gibt noch viel mehr schräge Ideen, Lieder und Sketche. Schauen Sie es sich an!

Die mir zu Ohren gekommenen Reaktionen aus dem Publikum waren durchweg sehr positiv.

Es wäre aber keine kritische Betrachtung des Programms, ohne auf Dinge hinzuweisen, die es verbessern würden. Es bedarf einer starken Regie, um die Szenen straffer zu machen und direkter auf die Pointe zuzugehen und überzeugender „auf Schluss“ zu spielen. Auch bei den Auf- und Abgängen gibt es noch Luft.

Bei kommenden Vorstellungen sollte das Ensemble überlegen, mit Headsets zu spielen, bei einem vollen Saal (was immer wünschenswert ist) haben die entfernteren Tische ein akustisches Problem.

(Jury-Mitglied Dr. Matthias Schwarzmüller)

Bild @ Andre Wagler