Das Programm mit dem Titel „Endlich glücklich“ versprach laut Pressetext die Formel zum glücklich sein und das in nur zwei Stunden.
Bereits beim Betreten des Saals fiel die große installierte Leinwand auf, welche Florian Schröder in einem Meer von Blumen, scheinbar glücklich, zeigte. Davor ein Regiestuhl mit der Aufschrift Schroeder.
Schroeder machte von Anfang an klar wie glücklich er sei und dass er uns an diesem Glück teilhaben lassen wolle. Dies sei kein klassischer Kabarettabend, sondern vielmehr ein Coaching zum Glücklichsein. Hierzu erklärt er mit Hilfe von Power-Point-Folien auf der großen Leinwand die U-Kurve des Glücks, wonach die Menschen glücklich nur am Lebensanfang und am Lebensende sind, wobei das Glücksgefühl in der Lebensmitte seinen Tiefstand erreicht. Man können sich aber daraus befreien, wenn man sich vom Opfer-Ich zum Glück-Ich entwickelt. Hier wurde dann doch zum Kabarett geschwenkt indem die Stadtbild-Diskussion um Merz aufgegriffen wurde, untermalt mit Original-Ausschnitten aus Pressekonferenzen. Schließlich eskalierte Schroeder vollkommen als er von einer Spielplatzbegegnung mit seinen Freunden Hashim (bekennender AFD-Wähler trotz Migrationshintergrund) und Sarah (Wokeness-Frau, „Das kannst du so nicht sehen“). Hier zeigte sich, dass das vorher beschworene Glücksgefühl wohl doch nicht so echt war… Nach der Pause entschuldigte sich Schroeder für seine Eskalation und ging in direkte Gespräche mit dem Publikum, wobei in Leipzig vorwiegend Juristen (Rechtsanwalt, Staatsanwältin, Notarin) im Publikum zu finden waren. Ein Finanzbeamter sollte dann ein Mantra zum Glücklichsein verlesen und das Publikum sollte es auch wiederholen. Ab hier begann es merkwürdig zu werden. Das Publikum wurde gebeten aufzustehen und zu tanzen sowie ihrem Nachbarn zu sagen wie schön er/sie sei. Am Schluss blieb man doch etwas ratlos zurück, was denn der Sinn dieses Ganzen gewesen sei. Die Aufklärung brachte Schroeder indem er sein Buch anpries, welches auf Recherchen innerhalb der Coaching-Branche basiert. Er habe Elemente aus den Coachings eingebaut, um den Zuschauern zu zeigen wie es funktioniert. Ob er damit sein Ziel erreichen konnte, bleibt offen.
Der Künstler verstand es, gekonnt zwischen ernsten und heiteren Passagen zu wechseln. Sein Humor war oft subtil, manchmal auch direkt und herausfordernd. Immer wieder baute er Imitationen berühmter Persönlichkeiten ein, welches in der Zugabe auch in einer „Imitations-Jukebox“ gipfelte. Meines Erachtens sollte der Künstler seinen Schwerpunkt eher auf seine kabarettistische Größe verlagern, seine Erklärungen zur aktuellen Politik sind bissig, geistreich, ja nahezu brillant. Das Coaching hätte es meines Erachtens nicht gebraucht.
(Jury-Mitglied Sylvi Hillig)



