Porno zieht immer. Und so war es nicht weiter erstaunlich, dass die Sanfwut bis auf den letzten Platz plus ein paar Zusatzstühle komplett ausverkauft war. Viele junge Menschen hatten sich eingefunden und das Verhältnis von Männern und Frauen hielt sich in etwa die Waage.

„Pornosüchtig“, das ist kein klassisches Kabarett, sondern ein aus den USA stammendes Theaterstück, das 2005 in New York am OffOff-Broadway uraufgeführt wurde. Die deutschsprachige Fassung ist für Deutschland angepasst worden.

Vor dem erwartungsfrohen und tiefenentspannten Publikum agierte ein gut aufgelegter Cyrill Berndt mit viel Energie und Spielwitz. Das Anliegen von „Pornosüchtig“ ist ein ernstes. Im Kern handelt das Stück von den Verheerungen, die der frühe Pornokonsum bei pupertierenden Jungs anrichtet. Das Stück behandelt dieses einerseits ernste, andererseits schambesetzte Thema mit deftigem Humor und frei von irgendwelchen Bedenken, die Dinge beim Namen zu nennen. Michael, so heißt die Figur, reflektiert dabei beginnend mit seiner frühen Kindheit bis hin zum Familienvater sein Leben. Lustvoll hielt Cyrill Berndt dabei die Schutzhüllen von Videokassetten mit den einschlägigen Filmen aus den 80er Jahren in die Höhe und las zur Freude seines Publikums mit großer Begeisterung deren einerseits absurden, andererseits aber auch sehr aussagekräftigen Titel vor.

Immer wieder bezog Berndt seine Zuschauer in das Stück mit ein. So wurde eine erstaunte ältere Dame in der ersten Reihe kurzerhand zu seiner Mutti, die er zwecks Bestätigung seiner Erzählungen immer wieder ansprach. Eine unerschrockene junge Frau folgte seiner Aufforderung, zu Demonstrationszwecken zu ihm auf die Bühne zu kommen. „Pornosüchtig“ endet mit der Heilung des Helden und damit mit einem moralisch einwandfreien Happy End.

An diesem Abend wurde so viel gelacht wie sonst nur selten. Cyrill Berndt wurde am Ende für seine Leistungen von einem lächelnden Publikum mit starkem Beifall verabschiedet.

(Jury-Mitglied Martin Lutz)