In der gut besuchten Sanftwut erlebte das Publikum in dem Programm „UNDSINN“ zwei Herren, die – gekleidet in graue Anzüge, weiße Hemden, schwarze Schuhe und Krawatten – zunächst ein beachtliches Maß an Seriosität ausstrahlten. Zumindest bis zu jenem Moment, in dem sie kommentarlos grellbunte Strickmützen mit Bommel aufsetzten. Was dann folgte, brachte ein Besucher während der Vorstellung treffend auf den Punkt: „Es fühlt sich an wie ein Fiebertraum.“ In rasanter Abfolge entfalteten Ulan&Bator eine wilde Mischung aus dadaistischen Texten, Buster-Keaton-haften Verrenkungen ihrer Körper, pantomimischen Elementen, exzentrischen Grimassen sowie präziser Imitation von Naturgeräuschen – ein mitreißendes Panoptikum des Absurden.
Den Auftakt bildete ein Dialog über die Entdeckung der Ursprache, aus dem wie beiläufig die Behauptung erwuchs: „Wussten Sie, dass die älteste Schrift der Welt in Leipzig in einem Haus entdeckt wurde?“ Aus dieser angeblich vor 50.000 Jahren in Leipzig entstandenen Schrift, so erklärten die beiden, sei schließlich die erste Liturgie hervorgegangen. Mit überhöhter Geste und feierlichem Pathos trugen Frank Smilgies und Sebastian Rüger eine rhythmische Abfolge sinnfreier Silben vor – und animierten das Publikum erfolgreich zum lautmalerischen Antwortgesang.
Man konnte die Herren erleben, wie sie auf der Suche nach Tickets für Wacken in gebückter Haltung, einem Sturm trotzend, über die Bühne irrten und als göttlicher Herr und devoter Diener über das Wesen der Dienerschaft philosophierten. Ohne erkennbaren inneren Zusammenhang, aber mit schlafwandlerischer Präzision und meisterhafter Bühnenpräsenz, reihten Ulan&Bator absurde Dialoge, pathetisch rezitierte Gedichte, Gesangseinlagen und pantomimische Einfälle zu einem Abend voller anarchischer Komik aneinander.
Weniger versierten Künstlern wäre das Ganze wohl zum reinen Klamauk geraten. Doch dank ihres Könnens und ihrer Vielseitigkeit gelang es Ulan&Bator, ihr Publikum zu faszinieren. Ungläubig verfolgten die Zuschauer die Absurditäten des Duos und honorierten das außergewöhnliche Schauspiel am Ende mit großem Applaus.
(Jury-Mitglied Martin Lutz)



