Vorfreude auf die neue Show am Premierentag im Krystallpalast Variete: „Rouge“ heißt sie und Vorhänge, Kostüme, Ausstattungsgegenstände und sogar der Cocktail zur Show sind von eben dieser Farbe. Aber: Irgendetwas ist ungewohnt… Genau: Eine erstklassige Liveband (Klavier / Geige, zwei Gitarren, ein Schlagzeug) steht auf der Bühne und schränkt somit die ohnehin schon nicht üppige Spielfläche ein. Man befürchtet somit ständig, dass eine fehlgeworfene Keule oder die turnenden Akrobaten den Schlagzeuger oder seine Schießbude treffen könnten.

Ungewohnt ist außerdem der überbordende Musikanteil: Laura Liebeskind als Moderatorin singt insgesamt 12 Chansons, entweder als Solo oder als Begleitung von Programmnummern. Das ist bei einer Spielzeit von knapp anderthalb Stunden einfach zu viel.

Ebenso ungewohnt sind die eher einfallslosen Darbietungen: Keulen, Reifen, Diabolos fliegen. Drei überdimensionale Papieraugen werden von Tänzerinnen über die Bühne getragen. Tuch -, Netz – und Handakrobatik werden vorgeführt, zum Teil mit angespanntem Gesichtsausdruck bzw. zuckend und strampelnd. Auch der unvermeidliche unfreiwillig komische Künstler, dem scheinbar nichts gelingen will, ist wieder mit dabei.

Da der Schauplatz von „Rouge“ in Paris auf dem Montmartre liegt, malt ein Schnellzeichner live Hintergrundbilder und agieren alle Beteiligten mehrmals als Wimmelbild. Das sind hübsche Einfälle, die aber nicht über den insgesamt mittelmäßigen Eindruck der Show hinwegtäuschen können.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass man mit der nächsten Show wieder zur gewohnten Qualität zurückkehren wird.

(Jury-Mitglied Gesine Kloppe)