Vincent Ebert kennt man als Wissenschaftskabarettisten. Mit seinem neuen Programm „Vince of Change“, mit dem er im Kupfersaal gastierte, will er seinen Blick weiten. Zu sehr beschäftigt ihn die Entwicklung, die Deutschland in den letzten Jahren genommen hat. Seit der studierte Physiker vor 25 Jahren ins Kabarett gewechselt ist, hat sich vieles verändert. Ebert konstatiert, unsere Gesellschaft falle gerade hinter die Aufklärung zurück. An die Stelle überprüfbarer Fakten sind gefühlte Wahrheiten getreten. Er erinnert daran, wie anstrengend konzentriertes Nachdenken und echtes Forschen ist.
Vom bärtigen nackten Mann in der Frauensauna, der sich erfolgreich auf sein Frau-Sein beruft bis hin zu Abiturienten, die nach dem Abschluss erst einmal – gesponsort von den Eltern – erschöpft zwecks Selbstfindung auf Weltreise gehen müssen: Seine Beispiele sind pointiert und wider den woken Zeitgeist. Immer wieder kommt Ebert zurück auf seine Jugend im Odenwald und seine Eltern, die als einfache Leute hart arbeiten mussten.
Der Kabarettist kämpft mit feinem Florett. Leichtfüßig gelingt es Ebert, mit intelligentem Humor dem alltäglichen Irrsinn die Schwere zu nehmen. Ihm ist die Einsicht wichtig, dass wir es sind, die ihre Zukunft wieder aktiv in die Hand nehmen müssen. Wer Heil von der Politik erwartet wird zwangsläufig enttäuscht werden, ganz gleich, um welche Partei es sich handelt.
So endet ein geistreicher Abend mit der Hoffnung, dass Vernunft und Selbstverantwortung vielleicht doch ein Comeback erleben werden.
(Jury-Mitglied Martin Lutz)

