„Sie sagen Stopp“ – Ein Abend voller Authentizität und Humor

Am 22.10.25 präsentierten Elisabeth Hart aus Deutschland und Rhaban Straumann aus der Schweiz ihr Programm „Sie sagen Stopp“ in der ausverkauften Ratstonne der Moritzbastei. Die beiden Künstler boten dem kabarettinteressierten Publikum eine ebenso ungewöhnliche wie unterhaltsame Darbietung, die mit ihrem minimalistischen Bühnenbild und pointierten Spielsituationen überzeugte.

Schon zu Beginn sorgte die Inszenierung für Überraschung: Auf der Bühne standen lediglich zwei Bürostühle. Nach einem kurzen, scheinbar eskalierenden Streit, bei dem die Textblätter auf der Bühne verteilt wurden, schien das Stück abrupt zu enden. Doch das Duo zeigte Humor und Einfallsreichtum – unter den Stühlen entdeckten sie ihre Textbücher: „Wenn bei der Kultur gespart wird, sparen wir Künstler eben auch – beim Texte lernen, für die Word-Life-Balance“, kommentierte Straumann augenzwinkernd.

Das Programm setzte sich aus mehreren, lose aneinandergereihten Alltagsszenen zusammen: Jogging im Park, das Wartezimmer beim Arzt, eine Fahrt in der Straßenbahn oder der Einkauf. Die Übergänge zwischen den Szenen wurden stets durch das Signalwort „Stopp“ markiert – ein dramaturgischer Kniff, der auch dem Publikum erlaubte, jederzeit einzugreifen. Doch die Zuschauer fühlten sich so gut unterhalten, dass niemand von diesem Angebot Gebrauch machte – und das, obwohl die Aufführung 80 Minuten ohne Pause dauerte.

Die beiden Bürostühle dienten als einziges Requisit, wurden aber vielseitig eingesetzt: mal als Parkbank, mal als Wartezimmerstuhl oder als imaginäre Straßenbahnplätze. Durch diese Reduktion auf das Wesentliche kam das schauspielerische Talent der beiden besonders zur Geltung. Besonders authentisch und humorvoll gestaltete sich eine Szene, in der Hart und Straumann die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz aufgriffen.

Auch sozialkritische Themen fanden ihren Platz, so zum Beispiel in der Szene zur „Rassismusstarre“, die das Publikum nachdenklich stimmte und gleichzeitig zum Lachen brachte.

Wer glaubte, die Szenenreihe sei willkürlich, wurde am Ende überrascht: Die Pointe rund um die „Mutter im Gästezimmer“ sorgte für einen herzhaften Lacher, als sich die Frage stellte, wessen Mutter eigentlich gemeint war – ein Moment, der die Aufmerksamkeit und das Mitdenken des Publikums belohnte.

„Sie sagen Stopp“ ist ein rundum gelungenes Kabarettprogramm, das mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielt. Die Authentizität und das Zusammenspiel von Elisabeth Hart und Rhaban Straumann, ihr feiner Humor und der Mut zur Reduktion machen diesen Abend zu einem Erlebnis, das zum Lachen ebenso wie zum Nachdenken anregt. Für mich zählt dieses Programm zu den Favoriten des Lachmesse-Wettbewerbs – ein herausragendes Beispiel für intelligentes, unterhaltsames Kabarett.

(Jury-Mitglied Sylvi Hillig)