ABGESPECKT

Das sind natürlich hohe Erwartungen, die sich mit dem Namen Lach- und Schießgesellschaft verbinden und die meisten im Publikum kennen noch die Gründungsmitglieder und die Silvestersendungen. Es ist klar, hier wird politisches Kabarett erwartet und das wird auch geboten. Unter der Regie von Sven Kemmler spielen im aktuellen Ensemble Christl Sittenauer, Frank Klötgen und Sebastian Fritz.
Das Lach- und Schieß-Ensemble inszeniert eine Zwei-Lager-Gesellschaft: oben auf dem Berg ein Wellnesshotel samt Bussi-Bussi-Sause, genderfreien Entspannungsräumen, Parteien-Whirlpools sowie dem 90er-Jahre-Aufguss zum Wohlfühlen.
Unten im Tal die kleinen Leute, die wegen des Spa-Hotels auf dem Berg um ihre Existenz fürchten (das Heizen der Sauna lässt den Gletscher schmelzen und der würde das Tal überfluten). Zugleich sind sie aber auf die Jobs da oben angewiesen.
Der Beginn erinnert stark an das Vorspiel auf dem Theater im Faust. In Reimform werden die Milliardäre Musk, Bezos und Zuckerberg eingeführt, die ihre Strategie erläutern, nämlich Geld zu geben, um viel mehr zu bekommen.
Nun werden die Personen von „oben“ und von „unten“ vorgestellt und aufeinander losgelassen. Dabei werden die aktuellen Probleme der Menschheit in diesem Hotel sichtbar: der Klimawandel, das Gendern, die Unterstützung der Kinder, wobei deutsche Kinder den Vorrang haben, schließlich wissen wir, dass jedes sechste Kind in Deutschland dumm ist, um die anderen kann man sich später kümmern, die mit Migrationshintergrund „wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem“.
Natürlich gehen auch Fragen des Krieges und der Aufrüstung nicht spurlos vorbei, behandelt in einem starken Solo anhand einer Massage im Spa.
Zum Ende treffen sich die von oben und die von unten in der Mitte und versuchen ein Happy end zu erreichen, doch sie haben die Rechnung ohne die Herren Musk, Bezos und Zuckerberg gemacht, die das letzte Wort haben.
Im Programm wird sehr viel Wichtiges und Richtiges gesagt, das man ohne Zweifel unterschreiben kann. Leider gerät manches zu lang und bekommt einen Anflug eines Vortrages. Hier sollte die Regie unbedingt nachbessern und dabei nicht vergessen, dass ein Kabarettpublikum auch lachen möchte. Die Anlage des Programms gibt das ohne Frage her!
(Jury-Mitglied Dr. Matthias Schwarzmüller)

Fotos @ Florian Heine